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Heißer Atem

Nachtwache in der Wahner Heide. Mal wieder wie so oft. Ich war der Wachhabende Soldat und mit mir achtzehn weitere Soldaten, die ich einzuteilen hatte und alles überwachen im Auge behalten. Mitten in der Heide, umgeben mit Brombeerhecken und undurchdringbarem Gebüsch standen Nikeflugabwehrraketen. Vier große dickbauchige Raketen, angetrieben durch vier Brennstoffkörper, die im Spannungsfall mit Atomsprengkörper bestückt werden konnten und 8 schlanke Raketen mit konventioneller Bestückung. Wir stellten einen Teil der Luftverteidigung dar, die den Flughafen Köln-Bonn im Ernstfall schützen sollten.

Um die Raketenabschusstellung waren S-Drahtrollen übereinander aufgebaut und zwei bis drei Meter davon entfernt lagen die gleiche Absicherung. Nachts wurde der Stacheldraht durch Leuchtstofflampen erhellt. Zwischen den beiden Rollengebilde liefen regelmäßig Tag und Nacht Wachpasten vom Wachgebäude,  um das so abgesicherte Gelände. Entweder meldeten sie sich an in gewissen Abständen  an installierten Telefonhäuschen oder dem Wachlokal beim wachhabenden Kameraden.

Als Wachhabender war ich zuständig für die Sicherheit der Anlage. Meist saß ich im Wachgebäude mit Blick auf das Eingangstor das nur nachts geschlossen war, tagsüber sperrte ein Schlagbaum den Eingang.

Während tagsüber ständig etwas los war, Fahrzeuge fuhren rein oder raus, es gab immer wieder etwas zu kontrollieren, war in der Nacht absolute tote Hose, wie man so landläufig etwas beschrieb was mit Ruhe und Bewegungslosigkeit zusammenhing.

Die Nacht damals war drückend heiß, die Heide hatte die Tageshitze gespeichert und gab sie in der Nacht mit Abstand wieder ab. Im Wachgebäude staute sich die Hitze, alle Fenster und Türen war weit geöffnet. Wie erfreut war ich wenn ein kleines Luftzügchen durchs Wachlokal wehte.

Eine Tischlampe spendete Licht über dem Schreibtisch, sonst war kein Licht  im Wachlokal. Der Blick vom Sitzplatz hinter dem Schreibtisch nach draußen zeigte das hell erleuchtete Tor, wo sich nachts nur dann etwas bewegte wenn der wachhabende Offizier mit dem Jeep zur Kontrolle kam und das Tor dafür geöffnet werden musste.

Ein Schmöker von Jerry Cotton lag auf dem Schreibtisch, ich habe ein bisschen darin gelesen, damit ich wach blieb.

Plötzlich peitschten  Schüsse durch die Nacht, ich erstarrte erst, um dann Alarm zu brüllen, die schlafende Mannschaft aus den Betten zu jagen, die, da sie in ihren Uniform schliefen sich im Eiltempo im Wachraum sammelten.

Den stellvertretenden Wachhabenden teilte ich für das Tor ein, vier Kameraden schickte ich  auf dem  Weg rechts um das bewachte Areal und mit vier lief ich links den Weg entlang in dem die Schüsse abgegeben wurden. Der Rest der Wachmannschaft sollte sich mit ihrem Gewehr bereit halten in der Wache.

Die Gewehre im Anschlag, ich mit meiner Pistole, eilen wir mit noch gesicherten Waffen zwischen den Stacheldrahtrollen zu dem Punkt wo wahrscheinlich etwas geschehen war.

Wenige hundert Meter und wir sahen den Wachposten auf dem Platz stehend mit dem Gewehr im Anschlag. Als wir näher kamen sahen wir den Kameraden leichenblass und am ganzen Körper zitternd mit seiner Waffe vor sich hinstarrend.

Meine vier Leute sicherten uns nach beiden Seiten. Nach mehreren  Fragen berichtete der auf Streife um sich geschossene Wachsoldat was sich hier abgespielt hatte und warum er geschossen hat.

In der Wahner Heide lebten eine größere Anzahl von Wildschweinen für die unsere Stacheldrahtrollen kein Hindernis darstellten, sie flitzten einfach dazwischen durch. Man sah immer wieder einen Büschel   Borsten, die an den unteren Rollen festklebten.

Der Posten berichtete, dass er plötzlich verschiedene Geräusche hinter sich hört und beim Umdrehen sah, dass ein, so sagte er wenigsten,  riesiger Keiler auf ihn zuraste und er Angst um sein Leben hatte. Das Gewehr von der Schulter, angelegt, entsichert und auf das heranstürmende Ungeheuer schoss. Da das Gewehr auf Dauerfeuer eingestellt war kam es dazu dass mehrere Geschosse den Lauf verliesen.

Das Tier, sicherlich erschrocken, hat sich blitzartig zwischen dem Stacheldraht davon gemacht, ob getroffen oder nicht konnten wir nicht feststellen.

Die Wachmannschaft konnte kaum einschlafen nach dem Alarm. Ein Protokoll wurde angefertigt, fünf Schüsse fehlten, der Sachverhalt war einfach und schnell zu Protokoll gebracht, auch der gerufene Wachoffizier zeichnete  alles problemlos ab. Die Hülsen konnten am Tag gefunden werden, was der Wachoffizier beim Protokoll auch anmerkte.

Die Aufregung hat mich von weiterer Schläfrigkeit abgehalten und ich vertiefte mich wieder in meinen Schmöker.

Doch war ich irgendwie jetzt sensibilisiert und achtete mehr als sonst auf allen was um mich geschah. Dabei hörte ich, erst ganz leise und dann dich immer lauter und näher kommend wie jemand atmete. Ein und aus, ein und aus, wer konnte das sein? fragte ich mich, ich hatte niemand durch die offene Tür kommend gehört. Was der wohl will, wenn er sich bei mir so anschlich. Ich war jetzt total nervös, meine Gedanken überschlugen sich, was war zu tun? Langsam tastete meine rechte Hand zu Pistolenhalfter, nur keine schnelle Bewegung, der Angreifer durfte   es nicht mitbekommen, zitternd öffnete ich das Halfter und überlegte jetzt schnell, ein Griff, die Pistole herausreißen sich umdrehen und dabei die Waffe auf den Angreifer richten, entsichern und „Halt ich schieße“ rufen. Gedacht, getan, beim Aufspritzen stieß ich meinen Sitz um, der mit großem Krach zu Boden stürzte und ich war verwundert ich sah gar niemand, der da jetzt stehen sollte. Dann den Blick gesenkt und ich erstarrte in der Bewegung, das glaube ich jetzt nicht was ich jetzt sah.

Es war ein großer Hammel, der sich leiiese ins Wachlokal geschlichen hatte und eine Zeitlang hinter mir stand und so atmete, wie ich dachte, atmet ein Mensch.

Ein erlösende Lachen, und der im gleichen Moment das Lokal betretenden Streifenposten, konnte nicht verhindern, dass ich einen Schweißausbruch bemerkte, der es in sich hatte.

So konnten ansonsten langweilige Wachnächte angereichert werden und immer wieder für eine Überraschung gut sein.

 

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Gehört hier nicht ein Kamin hin?

Nach zwei  Tagen stand unser Fertighaus schon am Nachmittag des besagten Tages.

Stolz umrundetet meine Frau, die Kinder und ich das Meisterstück, ganz schön groß und toll sah es aus. Jetzt konnte der Innenausbau beginnen und bald ziehen wir ein, so stellten wir uns das vor.

Einen Tag darauf betrat ich als stolzer Hausbesitzer unser Haus und schaute den Maler und Tapezierer zu wie sie so geschickt alles verschönerten.

Ich betrachtete die Aussparungen im Boden, und wenn ich mich um sah konnte ich durch die quadratischen Löcher  vom  Keller bis zum blauen Himmel hoch sehen. Ah ha, da kommt der Kamin rein und deshalb ist auch die Wand noch nicht tapeziert, wäre ganz schön blöd wenn die Kaminsteine auf die Tapete kämen, dachte ich so bei mir.

Irgendwie waren die Handwerker ein bisschen bescheuert, warum mauern die nicht erst den Kamin, verputzen den dann und tapezieren den ganzen Raum auf einmal?

Ich fragte ganz frech die zwei, Männer, die die letzte Bahn der Tapete festklebten warum sie so umständlich ans Werk gingen ?

„Ja Kumpel, „sagte der eine wohl der Vorarbeiter der Truppe, „ich würde mich an deiner Stelle lieber fragen wann die Kaminbauer hier auflaufen und den Kamin hochziehen. Auch sehe ich ein Problem wer dann die Rigipsplatten anbringt und darauf eine Tapete klebt. Denn für die Arbeiten sind wir nicht eingesetzt, steht doch in deinem Vertrag und das hast du doch sicher vorher gelesen. Habe ich recht?“ Sagte es und arbeitete grinsend weiter mit seinem Mitarbeiter an der letzten Bahn von Tapete.

Ich dachte mich tritt ein Pferd, natürlich habe ich das nicht gelesen, denn zu einem Haus gehört meinem Verständnis nach auch ein Kamin. Schließlich habe ich ja ein paar Jahre auf dem Bau gearbeitet, wenn auch als Elektriker. Da waren immer Kamine eingebaut, doch das waren damals in den fünfziger Jahre keine Fertighäuser und das hier ist ein Fertighaus.

Ganz geknickt schlich ich mich zum immer noch grinsenden Chef der Handwerkstruppe: “ Was mache ich jetzt Chef, ich habe wohl den Passus übersehen und dachte ihr macht alles, ist schließlich ein Fertighaus.“

“ Ganz einfach, Kaminbaufirma beauftragen im Blitzverfahren die paar Kaminsteine hochmauern und uns einen fünfziger in die Hand drücken mit einem Kasten Bier und wir machen dir zuliebe den Rest. Haste das verstanden?“ fragte mich der  sich stolz vor mir aufbauende Handwerker.

Die Art und Weise wie der mit mir umsprang kam nicht gut bei mir an, doch das waren nicht meine Sorgen, die mich jetzt drückten.

Nach Hause abgedüst, der Frau schon mal nichts erzählt, ich brauchte jede Sekunde um am Telefon eine Firma aufzutun, die die Kaminsteine im Schnellverfahren hochziehen können und wollen.

Eine Absage jagte die andere und lies mich immer mehr verzweifeln, ich kam mir wie ein bettelnder Zwerg vor und versprach den mir riesig vorkommenden Leuten am Telefon,  alles was mir einfiel. Gott sei dank sprach keiner darauf an, wäre ganz schön teuer gekommen was mir auf die Schnelle einfiel.

Der Letzte Anruf gegen 1800  Uhr galt einer Firma im Landkreis, Mannheim hatte ich da schon durch, ich glaubte schon nicht mehr, dass es irgendwie klappen würde, und das Wunder geschah, meine verzweifelten Worte, mein Flehen und Betteln haben einen Firmenchef, der nur noch zufällig in seiner Firma war, und  eigentlich das Telefon gar nicht abnehmen wollte, sagte, wir kommen morgen gegen neun Uhr und  ziehen den Kamin schnell hoch.

Ob er den Stein hörte, der mir vom Herzen plumpste? Groß genug war er, dass selbst im Landkreis das noch zu hören gewesen sein sollte ?

„Mein Dank wird,“ da unterbrach mich der an der anderen Strippe gewesene unbekannte Handwerkerchef und sagte:“ brechen sie sich keinen ab, ich mach es auch so und sie tun mir einfachleid und da muss man einfach helfen. Bis Morgen, “ und legte auf.

Die Nacht war gerettet, ich konnte sicher jetzt ruhig schlafen und erzählte meiner Frau, die die vielen Gespräche mit den Kindern auf dem Arm, und in der Hand hatte, meine verzweifelten Anrufe mit verfolgte und mir immer neue Tassen starken Kaffee anschleppte, die ich gierig in mich hineinschüttete.

Wie ein weiteres Wunder gestaltete sich die anstehenden zwei  Tage, da alle zusammen es fertig brachten die Kaminproblematik ,mit samt den Rigipsplatten und der Tapete, zu meiner vollsten Zufriedenheit zu lösen.

Die ersten Tage mit dem neuen Haus brachten mich fast um meinen Verstand und dass es noch weitere Probleme geben könnte konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen.

 

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Rom, die ewige Stadt

Mit meinen Jugendlichen waren wir 14 Tage auf einer Freizeit bei Pisa. Mit zwei kreiseigenen VW-Bussen, 18 Jugendlichen, 3 Zelten (2 Mannschaftszelte , Männlich und Weiblich getrennt und ein Betreuerzelt)“. Ein Tagesausflug nach Rom sollte den Jugendlichen ermöglicht werden, welche Interesse daran zeigten.

Die Fahrt von Pisa nach Rom war eine große Herausforderung, sollte es doch bald 4 Stunden die 380 Kilometer zu überwinden. Sieben  Jugendliche waren begeistert von der Möglichkeit Rom sehen zu dürfen. Wir BetreuerInnen eigentlich auch. Die Anderen wollten sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Um 03:30 Uhr in der Frühe wollten wir nach Rom aufbrechen.

Der Abend zuvor gestaltete sich stressig, die Jugendlichen waren wie besessen und es gab eine Aufregung nach der anderen. Bis wir zum Schlafen kamen, war es weit nach Mitternacht. Die Kollegin, die eigentlich mitfahren wollte, sagte kurz vor der morgendlichen Abfahrt ab, da sie von der letzten Nacht zu zermürbt sei. Also fuhr ich alleine mit meinen „glorreichen Sieben“ ins altehrwürdige Rom.

Die Hinfahrt war sehr ruhig, die mitfahrende Mannschaft schlief. Glück gehabt, dachte ich schon. Ich war, an dem Tag, auch nicht gerade der Munterste. Kurz vor Rom, ein Krach als hätte ein Blitz eingeschlagen und die Frontscheibe war zerborsten. Warum? Wie wussten es nicht. Ob wegen der äußerst schlechten Fahrbahn, oder deshalb weil beim Be- und Entladen Jugendliche auf dem Dach anpackten und es deshalb zu Verspannungen an der Statik kam, war uns nicht klar. Was tun, jetzt?

Guter Rat ist, wie immer, teuer. ADAC anrufen ? Wir beratschlagten, dann entschieden wir uns das Risiko einzugehen weiter zu fahren. Auf der Standspur, mit geringer Geschwindigkeit, versuchten wir uns in Rom einzuschleichen. Oder anzuschleichen? Egal, wir hofften dort eine Werkstatt zu finden, welche den Schaden beheben konnte. Das war vielleicht eine Fahrerei. In der zerborstenen Scheibe, die in sich noch stabil war, gab es Lücken, durch die ich die Fahrbahn sehen konnte.

Oh Wunder, bevor wir die Großstadt Rom richtig erreichten kam das wundersame Schild „VW-Vertragswerkstatt“, es war nicht zu glauben. Das nächste Wunder war, dass sie die Scheibe zwar irgendwo beschaffen mussten, aber diese bis spätestens 11 Uhr eingesetzt haben wollten. Aber was wundern, wir waren ja in der heiligen Stadt. Da gab es sicher an allen Ecken und Kanten Wunder, oder?

Mit vielen Tassen Kaffee hielten wir uns wach, denn das frühe Aufstehen und die Aktion kaputte Scheibe, hatte uns allen ungemein zugesetzt. Die Reparatur wurde fast pünktlich fertig, ich glaube 1000 DM war zu berappen.

In Rom haben wir die spanische Treppe, das Kolosseum, den Trevi Brunnen, die Vatikanstadt, mit Petersdom und vieles mehr besucht. Die Leute waren motiviert, wie ich sie selten erlebt hatte. Auch fanden wir, erstaunlicherweise, immer schnell einen Parkplatz, sodass wir keine langen Wege vor uns hatten. Das hob von sich aus die Stimmung.

Gegen 20:00 Uhr traten wir die Rückreise an. Total geschafft, aber glücklich und zufrieden. Es hatte allen bombastisch gut gefallen. Die „ewige Stadt“ wird wohl ewig toll in ihrer Erinnerung bleiben. In Gedanken waren wir schon auf dem Campingplatz bei den Anderen.

Als wir durch die kleine Stadt Grosseto fuhren, war es fast stockdunkel. An einer Kreuzung war ein Schild durch einen herunter hängenden Ast verdeckt so dass ich es nicht sehen konnte. Als ich nach links sah, erkannte ich weit hinten, die Lichter eines Autos. „Das schaffe ich locker“, dachte ich. Der VW-Bus war neu, hatte einen Anzug wie ein PKW, und ich wollte mit viel Gas über die Kreuzung huschen, da geschah es. Ein irrsinniger Krach, der Bus drehte sich nach rechts, überschlug sich, kam auf dem flachen Dachgepäckträger auf, der das gesamte Dach überspannte und wir schlitterten, wie auf Kufen, quer über die Kreuzung.

Ich hatte keine Ahnung, was geschehen war. Auch der Höllenlärm irritierte mich, bis ich begriff, dass sich das Gaspedal wohl verklemmt hatte und der Motor auf Hochtouren lief. Ich wusste auch nicht, wie wir alle aus dem Fahrzeug gekommen waren. Wie ein Wunder waren wir jedoch alle unverletzt. Außer einer Jugendlichen, die ich am Straßenrad sitzend vorfand. Sie sah aus, als hätte sie einen Nervenzusammenbruch.

Plötzlich war es taghell, ein Chaos, eine Unmenge Menschen standen um uns herum, keine Ahnung, wo die alle hergekommen waren. Vor dem Unfall war die Kreuzung menschenleer gewesen. Es war ja mitten in der Nacht.

Fast wie bei einer geplanten Übung rasten Feuerwehr, Krankenwagen, Polizei, Abschleppwagen heran, alles voller Blaulicht um uns herum. Die mit tollen Uniformen ausgestatteten Beamten hatten mich schnell als Fahrer am Wickel und nahmen mich auf die Seite, dass ich einen Fragebogen ausfülle sollte, was ein deutsch sprechender junger Mann, ein italienischer Student, der Germanistik studierte, mir übersetzte.

Plötzlich kam ein anderer Polizeibeamter, der aus einem mit Blaulicht angerasten Wagen stieg, der auf dem Gehweg stoppte, nahm mir das Schreibbrett aus der Hand und gab mir ein neues Brett mit einem neuen Fragebogen, das ihm ein anderer Polizist gab. Es schienen verschiedene Polizeieinheiten zuständig sein zu wollen, denn die zuerst erschienen Beamten stritten sich mit den Neuankömmlingen. Diese schienen aber den Kürzeren zu ziehen, denn sie gaben auf und fuhren weg. Das wäre filmreif gewesen, wenn wir nicht so erbärmlich durchgerüttelt worden wären.

Der Student übersetzte und meinte ich sollte den Fragebogen so schnell als möglich ausfüllen, denn um 24 Uhr sei Schichtwechsel. Wenn bis dahin nicht alles geklärt sei, käme ich erstmal für 24 Stunden in Polizeigewahrsam.

Diese Vorstellung riss mich aus meiner Lethargie und ich fiel in  Stress ohne Ende. Die Jugendlichen hier, ich in der Zelle und weiter? Ich bat die Beamten telefonieren zu dürfen, dass meine Kollegin informiert wird und hier im Notfall die Jugendliche abholen kommt. Die Polizisten sagten mir ein paar hundert Meter weiter sei der Bahnhof, dort könne ich sicherlich deren Diensttelefon benutzen und die Kollegin anrufen. Sollte ich in 15 Minuten nicht wieder hier sein, würden sich mich zu Fahndung ausschreiben.

Der dolmetschende Student ging freundlicherweise mit und so durfte ich meine Kollegin in dem ca. 180 km entfernten Campinglatz anrufen. Glück, dass sie sich noch nicht über das eingeschenkte Glas Rotwein hergemacht hatte, sonst hätte sie nicht hierher fahren können.

Auf der Wache erregte ich mich ungemein. Die Beamten hatten mich trotz meinem Sträuben in ihr Fahrzeug geschoben und in ihre Wache verschleppt. Durften die das? Was geschah mit meinen Jugendlichen? Was mit der Jugendlichen, welche schwanger war? Wann kam meine Kollegin und woher erfuhr sie, wo ich war. Alles unklar und ich wurde hier festgehalten. Es stellte sich dann schnell heraus, dass die schwangere Jugendliche mit dem Rettungsfahrzeug ins Krankenhaus gefahren wurde, da sie starke Schmerzen hatte und die Jugendlichen vor der Wache auf mich warten würden. Das ging mir alles durch den Kopf während der vernehmende Beamte mich unflätig anmachte: „Kein Personalausweis, keine Fahrzeugpapiere und die Aussage, der Bus sei über die Kreisverwaltung versichert, also keine Versicherungspapiere deshalb vorhanden seien.“

Alle deutsche Fahrzeuge haben eine Versicherung, da sei er sich sicher, ich wollte wohl alles verschleiern und sie hier „verarschen“. Ich soll schon anfangen zu beten, denn wenn sie nach Hause gehen würden, nach Schichtwechsel, könne ich ihre Zellen kennenlernen. Wo sei denn die Kollegin mit den entsprechenden Papieren von mir?  Von wegen Pisa? Er würde schon einmal veranlassen, dass die draußen wartenden Jugendlichen übergangsweise in ein Jugendheim kämen, bis alles geklärt sei und das könne ja dauern bis sie wieder zum Dienst antreten würden.

Als die Mannschaft gerade ihre Schicht den Kollegen übergeben wollten, geschah das erlösende Wunder in Form der Kollegin. Vor allem mit den Papieren, welche sie dabei hatte. Alles klärte sich damit auf.

Die Jugendliche, die wir im Krankenhaus aufsuchten, hatte einen Finger gebrochen, ihrem Kind war nichts geschehen, doch sie berichtete, dass alles in heller Aufregung stand, als ich einem Polizisten am Unfallort mitteilte er sollte sofort das Krankenhaus benachrichtigen, weil die junge Frau schwanger sei. Bei der Übersetzung kam es bei dem Beamten so an, als hätte sie bereits ein Kind, das vermisst würde. Eine fieberhafte Suche nach diesem Phantom-Kind begann. Erst bei der Erstuntersuchung klärte sich der Sachverhalt auf, da der untersuchende Arzt das Embryo auf dem Bildschirm sah.

Was war das für  Nacht! Was noch alles daraus folgte, würde diese Rom-Kurzgeschichte bei weitem sprengen.

 

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Einmal im Leben Teil 5 (Der Kellerschock)

 

Der Keller stand, wir waren glücklich,  jetzt fehlte nur noch die Decken Platte drauf. Dann kommt das Haus und in 2 Tagen steht es komplett. Der Innenausbau dauert nicht lange in, Gedanken war ich schon im fertigen Haus. Ging doch alles sehr schnell.

Am Vortag nachmittags erreichte mich am Festnetz, ich war zu Hause und wollte mit meiner Lerngruppe etwas fürs Studium durcharbeiten, einen Anruf aus Mosbach, es war von der Kellerfirma und ich dachte die sagen mir jetzt, dass sich alles vershoben hat und geben mir einen neuen Termin für die Kellerdecke. Na prima ! Aber nein, sie wollten sich nur vergewissern, dass die Kabel über die Decke verlegt waren.

Kabel, verlegt, Keller ??? von was reden denn die, ging es mir durch den Kopf. Auf Nachfrage erklärte mir der Anrufer, dass mir doch klar sein müsste, dass die im Beton eingelassenen Dosen nur vertikal durch Rohre verbunden seien und die horizontale Verbindung durch Kabel und über die Decke miteinander verbunden werden. Dazu geht von jeder Abzweigdose ein Rohr in die noch offene Kellerdecke in die die Verbindung zur nächsten Abzweigdose durch Kabel hergestellt werden müssen. Um diese Kabelverbindungen geht es dem Anrufer, denn wenn die Decke am nächsten Tag gegossen wird kann man nachträglich nichts mehr machen. Ich befand mich im Schockzustand, die Decke konnte somit nicht am nächsten Tag gegossen werden, da die Kabel erst noch gelegt werden müssen. Dann, so der Anrufer kann die Decke frühestens in 3 Wochen  aufgesetzt werden. Sie hätten jeden Tag festgelegte Termine und mit verschieben läge nichts drin.

3 Wochen ??? In 3 Wochen soll das Haus stehen mit fester Terminierung durch Weber-Haus. Kopfschmerzen, Übelkeit und Frust beherrschten mich und ich wurde ganz blass und rot abwechselnd. Die Lerngruppe hatte volles Verständnis mit einer Terminverlegung in die nächste Woche und verschwand fluchtartig, ob meiner Reaktion nach dem Telefonat. Ein Gespräch mit meiner Frau brachte mich wieder in die Gegenwart. Auch sie sagte, dass ein Verschieben der Deckengießerei unmöglich sei wegen der Festterminierung durch die Fertighausfirma. Zwei Anrufe bei Elektrofirmen brachte uns die Gewissheit, dass keine Firma auf die Schnelle jetzt mal im Eiltempo die Kabelverlegung durchführt. Die Übelkeit bei mir samt der Kopfschmerzen liesen nicht nach. Doch meine Frau meinte „Wir schaffen das“ und stellte Kaffee auf. Schließlich hatte ich doch vor Jahren Elektriker gelernt und so Kabel Installation, wenn auch Aufputz, verlegt.

Papier, Bleistift, Rechner und los gings. Dazu zeichnete ich erstmals die Kabelverbindungen auf und legte fest wie viele Drähte ich brauche. Dann errechnete ich wieviel Meter  Drei,- Vier-und Fünfadrige Kabel dazu nötig sind. Mit dieser Aufstellung gings ab zum Baugeschäft. Mit Werkzeug und Kabel bewaffnet zur Baustelle und los ging es. So schnell wie ich mir das vorstellte ging es aber nicht, schnell war es dunkel und mir Taschenlampe viel Licht zu erzeugen gelang mir auch nicht. Ab Mitternacht kam der Supergau in Form von starkem Regen. Es war zum Verzweifeln. Fix und fertig kam ich morgens gegen fünf Uhr zu Hause an.

Speck, Eier, Kaffee, ein heißes Bad, von meiner Frau alles vorbereitet, brachten mich wieder halbwegs zu den Lebenden obwohl ich todmüde ins Bett versank und sofort einschlief.

Die Deckegießung habe ich leider, auch nicht im Traum, mitbekommen.

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Einmal im Leben, Teil 4

Ich war mal wieder bei meinen Lieblingsbeamten im Bauamt, weil es irgendwas zu klären gab.

Ich berichtete, dass ich, Gott sei Dank, doch eine Möglichkeit gefunden hatte, den Aushub zu entsorgen. Sogar kostenlos! Sie wollten es nicht glauben. Daraufhin rückte ich damit heraus, dass ein Hundesportverein, gleich neben dem Kieswerk, wo uns die Ablagerung eine ganze Menge gekostet hätte, eine größere Mulde aufschütten musste, um es für ihre Zwecke nutzen zu können. Das war doch eine klare Win-Win-Situation.

Als im weiteren Gespräch das Wort „Schnurgerüst“ fiel, wurde ich hellhörig. „Das könnte ja schon stehen, wenn die mit dem Bagger jetzt anrücken.“, meinte einer der Beamten. Vorsichtig fragte ich nach: „Äh, Schnurgerüst steht? Wo steht?“  Der  Sachbearbeiter, der mich scheinbar überhaupt nicht leiden konnte blaffte mich an: „Mann Gottes! Wie kamen SIE bloß auf die Idee bauen zu wollen?“

Gnädig erzählten sie mir trotzdem was ein Schnurgerüst bedeutete. So ein Gerüst steckt den späteren Grundriss genau nach dem Bebauungsplan ab. Der zuständige Architekt veranlasst dies und überwacht auch die Ausführung. Die Beamten von hier nehmen das Ganze dann ab. Der Bagger holt in diesen Maßen das Erdreich heraus und die Kellerfirma stellt ihren Fertigkeller in diese Maßfestlegungen. Ganz einfach, oder? Wenn man‘s weiß und daran gedacht hatte.

Nach Hause geeilt und den Architekten der Fertighausfirma angerufen war eines. Vorwürfe meinerseits, schob er schnell auf die Seite und meinte, es sei doch meine Sache sich rechtzeitig mit ihm in allen unklaren Dingen in Verbindung zu setzen. Schließlich sei ich ja der Bauherr. Es war zum „Aus-der-Hautfahren“. Konnte denn nichts von alleine laufen? Wofür bezahlte ich eigentlich den Kerl?

In letzter Minute, vor dem Ausheben des Erdreiches, zeigte das, durch die Baubehörden abgenommene Schnurgerüst, dem Baggerfahrer wo er den Hebel ansetzen muss.

Eine wichtige Klausur band mich kurz darauf an die Schule, wollte ich doch unbedingt dabei sein, wenn der Keller geliefert und an Ort und Stelle zusammengefügt wurde. Am späten Nachmittag schaute ich vorsichtshalber am Grundstück vorbei.

Schon von weitem sah ich, dass – oh Schreck – der Keller wohl schon stand. Wollten die mich nicht kurz vor der Lieferung benachrichtigen? Versprochen war es von der Firma, aber wohl vergessen, oder eine Zeit Lücke entdeckt und zugeschlagen. So war es wohl geschehen.

Aber er stand richtig. Alles war perfekt. Daher war ich glücklich. Was ich da sah kam dem Haus schon ein ganzes Stück näher.

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Nibelungenfestspiele in Worms mal ganz anders…

Meine ehemalige, tolle Kollegin Sabine hat mir kurzfristig eine Karte für die diesjährige Veranstaltung in Worms angeboten, weil ihr Mann Tobias mit Corona kämpfte.

Wahnsinn, eine teure Karte in Worms, das muss man erstmal verkraften.

Nichts wie hin und sich das Event reinziehen. Mein Hemd, das ich gerne anziehen wollte, war etwas eng. Was soll‘s, lassen wir es offen, ein schön weißes Unterhemd darunter, so laufen doch heute viele herum.

Neunzehn Uhr, durch den Zaun von Sabine begrüßt und am Eingang brutal gestoppt, „so nicht!“. Erst Hemd zuknöpfen, auf die Seite ausgemustert. Tiefschlag in der Euphorie.

War nur kurzfristig. Prosecco mit Sabines Schwiegervater und Schwägerin und bei der tollen Livemusik wieder viel gelacht und die Vorfreude stieg ins Unermessliche, trotz Regenwolken und leichtem Nieselregen.

Einlass und über 1.300 Zuschauer strömten auf ihre Sitzplätze, mit Blick auf die Rückseite des Doms und der Bühne davor, mit einem riesengroßen „Planschbecken“, in dem sich die Schauspieler dann produzieren sollten. Alles wartete auf „eine Helden-Saga, ein Königinnen-Drama“, wie es im Programm ausgewiesen war.

So ganz hatte sich mir das Wasserbecken nicht erschlossen, im Vorfeld hatte ich viel Negatives darüber gelesen, warum man so verschwenderisch mit Wasser umgeht, in der heutigen Zeit!

Wir saßen und der Regen begann, Sabine hatte durchsichtige Umhänge für uns alle, die meisten anderen Zuschauer hatten ebenso vorgesorgt. Es konnte losgehen.

Los ging es mit einem Mann auf der Bühne, der ohne Flüstertüte und Mikrophon uns etwas sagen wollte. Keine Chance, es war nichts zu verstehen. Er sah es ein und beschaffte sich ein Mikrophon, übrigens an der rechten Seite war für die Musiker alles aufgebaut mit Mikrophon usw.

„Der Veranstalter hat wegen Unwetterankündigug beschlossen, die Veranstaltung ausfallen zu lassen. Wir bitten sie schnellstmöglich über die entsprechenden Ausgänge ihre Plätze zu verlassen.“ Ein  Paar aus Wolfsburg, 440 km entfernt, extra angereist mit wahnsinnen aufgestauten Erwartungen, konnte es nicht begreifen. Nützte alles nichts, raus und schon standen wir auf der Straße.

So wollten wir vier enttäuschten Festspielbesucher aber den Abend nicht beschließen und sahen uns nach einem Spanischen Restaurant um. Die Handys zeigten sich, in diesem Fall, nicht lösungsorientiert. Die überall präsente Polizei half aus und empfahl uns den „Elefanten“, mit Wegweisung.

Der Weg war nicht sehr weit, schnell erreichten wir das empfohlene Restaurant. Großer Innenhof und seitlich kleinere Möglichkeiten verschiedene Lokalitäten aufzusuchen, wenn sie nicht wegen irgendwelchen Festivitäten schon eine geschlossene Gesellschaft waren.

Im Innenhof gabs Platz und Sonnenschirme, die heute als Regenschirme herhalten mussten. Hundertprozentig kamen sie ihrem Auftrag nicht nach und wir justierten verschieden Schirme so, dass es erträglich war.

Ein QR Code zeigte uns die Zukunft an. Wer kein Handy hatte, oder mit den Codes nicht umgehen konnte, war nicht imstande zu lesen, was es hier zu essen gab. Was die Polizisten uns empfohlen hatten, war eine Location ohne herkömmliche Speisen. So konnten wir zwischen Pfälzer Leberwurst, oder Bratwurst in der Dose entscheiden, sogar mit zwei Sorten selbst gebackenen Brot und Gürkchen extra. Eben echt rustikal, in Worms, zu dem nicht gezeigten Stoff passend. War trotzdem gut, die Wurst und das Brot. Wir haben uns gut unterhalten und wieder viel gelacht.

Gegen 23:00 Uhr dann mein Auto aus dem 5. Stock des Parkhauses geholt und mit Schreck festgestellt, dass ich kein Handy mehr hatte. Auto raus aus dem Parkhaus und nach dem Restaurant gesucht. Der „Elefant“ ließ sich nicht so einfach entdecken und einiges hatte ich dann von Worms bei Nacht gesehen, bis ich dann doch fündig wurde. Durch diese hohle Gasse muss er kommen, fiel mir ein, als ich den Eingang zu einer kleinen Gasse sah und tatsächlich ich war am Ziel.

Im Elefanten war trotz vorgerückter Stunde noch einiges los. Unser Tisch, an dem wir noch vor kurzer Zeit saßen, war nicht besetzt und auf dem Boden lag Manfreds Handy nicht. Oh je, das war weg, mal nach der Theke oder Kellner/In gesucht oder mit den Nachbartischen Kontakt aufnehmen?  Da fiel mein Blick auf meinen Gartenstuhl, auf dem ich den Abend über gesessen hatte und das Wunder war perfekt: Im Scherengitter des Stuhles hing, ganz unschuldig, was? MEIN HANDY !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Der Abend war gerettet und die Festspiele werden nicht vergessen von mir.

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Mit Blaulicht durch Paris

Hat jemand das große Glück das achtzigste Lebensjahr zu erreichen, dann bekommt er vielleicht auch etwas geschenkt. So erging es mir, doch Corona verhinderte, dass ich es annehmen konnte.

Meine Tochterfamilie und das englische befreundete Paar schenkten mir 3 Tage Paris mit TVG von Mannheim nach Paris, Hotel, Essen im Le Gallier, ein ungewöhnliches Restaurant in dem ich schon 2 mal das Glück hatte essen zu dürfen – einmal mit meinen Schutzhilfejugendlichen, was ein besonderes Erlebnis war. Alles war gebucht und reserviert.

Dieses Jahr war die Zeit gekommen, alles nachzuholen was wir durch Corona vermasselt bekamen. TVG ging nicht, die Abfahrzeiten waren mit unseren Plänen nicht vereinbar. Der ICE fuhr aber auch schnell genug. Hotel, den Nachmittag noch nutzen und ab nach Montmartre.

Der Fußweg dazu brachte den ersten Schock, ich fing an zu hinken. Den Krampf, in der rechten Wade, wollten wir mit Salbe und Tabletten aus der Apotheke bekämpfen. Das Schicksal wollte es anders. Vor Sacre Coeur der Super Gau: Ich konnte keinen Schritt mehr laufen. Schmerzen ohne Ende.

Die Mannschaft sollte sich nicht mit mit mir, als Klotz am Bein fühlen und bei ihnen ging es weiter im Programm. Erstmals ein Bier am Café, mit Blick auf die Endstation meines Paris Traums. Taxi, Hotel, Schmerzen und Bett war alles was danach folgte.

Nach langen Beratungen und einigen Telefonaten aller Beteiligten, unter Hinzuziehung des Hotelportiers, wurde der Krankenwagen gerufen. Der ADAC hielt nicht viel von meiner Goldkarte und beteuerte er sei kein „HEIMHOLDIENST“.

Zwei Pfleger und ein Krankenwagen, in den ich erst kam, nachdem 132 Euro in bar den Besitzer wechselte. Meine Trage passte gerade so in das Rettungsfahrzeug, indem links und rechts Regale vollgepackt waren mit allerlei Dingen. Mein Schwiegersohn durfte mitfahren. Er konnte sich sogar anschnallen. Ich als Patient, den es zu retten galt, hatte diese Möglichkeit nicht. Seltsam.

Mit Blaulicht mitten durch Paris, direkt in die Notaufnahme, wie geil ist denn sowas? Da war vielleicht etwas los, kaum zu glauben. Am tollsten fand ich 3 schwer bewaffnete Polizisten, die einen mit Handschellen gefesselten Mann in Schach hielten. Der Typ beschäftigte die Streitmacht von Ordnungshütern gewaltig. Die meisten der wartenden Leute, wie auch ich, lagen schon auf schiebbaren Tragen, teilweise mit Decken zugedeckt. Wer weiß, wie lange die schon dalagen. Neben mir hing ein Bein mit Schuh und Strumpf heraus. Oh je ein Toter so dicht neben mir? Der Gefesselte musste zur Untersuchung, Blutabnahme, oder wer weiß was. Ob er wollte oder nicht, sie schleppten ihn in ein Behandlungszimmer.

Unsere Sanitäter verhandelten mit einem Arzt und erreichten, dass wir  sofort dran kamen, vor allen anderen „Wartenden“. Ich litt höllische Schmerzen und hatte daher nichts dagegen. Beim Aufnahmearzt durfte mein Schwiegersohn zum Dolmetschen mit rein. Er spricht gut englisch, der Arzt gleichfalls. Wegen Corona ging es für ihn nicht weiter. Mit der jungen Ärztin, die mich in Empfang nahm, ging es mit den Handys als Übersetzer weiter, auch mit den 4 Krankenschwestern. Eine halbe Stunde später, wurde eine Dolmetscherin telefonisch zugeschaltet. Das hatten sie wohl auch nicht alle Tage.

Nach langen Stunden, die Diagnose: „Thrombose“.  Bauchspritzen und in Deutschland Fortsetzung der begonnenen  Behandlung.

Zwei grundsätzliche Fehlannahmen hätten beinahe verhindert, dass ich das hier schreibe. Erstens nahm man an, dass ich am nächsten Tag, nach den Spritzen in Deutschland im Krankenhaus weiter behandelt werde. Was aber anders war, denn ich lag mit irrsinnigen Schmerzen zwei Tage im Hotel. Die zweite falsche Annahme war, dass es sich nur um eine Thrombose handelte. Was jedoch fast tödlich für mich war, war der fehlende Gerinnungsstoff in meinem Blut, den die Franzosen wohl nicht besonders kritisch angesehen hatten.

Mit Schmerzen, der Unterstützung meiner Tochter und ihrem Mann, mit Taxi und ICE am späten Freitag in Mannheim angekommen. Der Hausarzt nahm uns noch an und stellte nach 10 Minuten mit Ultraschall und Blutuntersuchung zweierlei fest:  Die Thrombose war ein Aneurysma im Knie und meinem Blut fehlte der Gerinnungsstoff. Dieser lag bei Null und ich wäre bei der kleinsten Verletzung verblutet. Am nächsten Tag hätte ich nicht mehr zu ihm kommen können, da Tote keinen Arzt mehr brauchen.

Die Notaufnahme im Diakonissenkrankenhaus bestätigte den Arzt und brachte den Gerinnung Stoff in meinen Blutkreislauf. Ich war gerettet, in letzter Minute.

Im Theresien Krankenhaus kam am nächsten Tag der nächste Schock, nachdem der Arzt mir eröffnete, dass die Operation im schlimmsten Fall damit enden könnte, dass sie mir das Bein abnehmen müssen.

Erfreulicherweise, kann ich alle Leser beruhigen, dass das nicht nötig wurde. Die OP, obwohl es furchtbar aussah, ist sehr gut gelungen und ich bin auf dem besten Weg, die nächste Zeit, auch ohne Rollator, zu verbringen,

 

 

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„Gib mir Schutz“, ein Kommentar vom Schulleiter des Gymnasiums am Kaiserdom in Speyer, Herrn Hartmut Loos

Mit großem Interesse habe als Lehrer und Schulleiter das Buch „Gib mir Schutz“ von Manfred Siebler gelesen. Ich fand es äußerst spannend, sehr authentisch und gut geschrieben, es war für mich ein Gewinn. Anhand weniger Beispielpersonen hat Manfred Siebler die Vielfalt der Arbeit in dem Projekt „Schutzhilfe“ des Landes Rheinland-Pfalz in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts beschrieben. Auch konnte ich an einigen Stellen verweilen und kam ins Nachdenken über selbst erlebte Begegnungen seit meiner Jugendzeit. Beeindruckend war für mich, dass alle Aspekte aus dem familiären Hintergrund der Jugendlichen, der Situation der Betreuerfamilien, der Angestellten des Jugendamtes etc. zum Tragen kamen. Auch die emotionale Seite aller Beteiligten kam gut rüber, ebenso wie die Chancen und Grenzen dieser wertvollen Arbeit.
Jede Möglichkeit, junge Menschen zu einem eigenständigen Leben, weg von Sozialhilfe zu führen, zahlt sich für unsere Gesellschaft aus.
Zudem ist das Buch nahezu fehlerfrei, was keine Selbstverständlichkeit ist, lediglich einige ungeschickte Trennungen fallen auf. Leider sind gleich auf der 1. Seite drei Fehler, was vielleicht Leser abschrecken könnte, aber das ist die Ausnahme. Allen, die mit schwierigen Jugendlichen zu tun, möchte ich die Lektüre des Buches „Gib mir Schutz“ eindringlich empfehlen.

Hartmut Loos

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Sommerpause 2022

Hallo eifrige Leser*innen,

im Juni lege ich eine schöpferische Sommerpause ein.

Die nächste spannende Geschichte werde ich voraussichtlich am 1. Juli 2022 veröffentlichen.

Viele Grüße

Manfred

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Einmal im Leben, Teil 3

Dank meiner penetranten Anwesenheit im Bauamt und der gönnerhaften Unterstützung des mir wohlgesonnenem Bauingenieurs, ging es nun flott voran. Gefühlt flutschte es nur so. Es war von großem Vorteil, dass das Amt nur fünf Minuten Fußweg von meiner Schule entfernt war. Ich hatte manchmal den Verdacht, dass sie nur schneller machten, um mich loszuwerden. Aber das war mir egal.

Meine Frau und ich, waren schon vor einiger Zeit bei der Firma in Mosbach gewesen, die den Keller baute. Was war das für ein Staunen, die stellten den Keller in ganz vielen Einzelteilen her und fügten die Einzelteile dann vor Ort zusammen. Das kam mir vor, wie ein Spiel für „Erwachsene“, so wie alles dann schön gestabelt war.

Die Baugenehmigung war erteilt und die Mosbacher machten sich dran unseren Keller zu gießen. Mehrere Anrufe von Mosbach zeigten mir, die waren schnell, so wie ich es liebte. Bei einem meiner Anrufe, fragte mich der Projektleiter plötzlich, wo der Aushub abgelagert werden sollte?

Äh, Aushub? Welcher Aushub? Was war denn das? Wohin abgelagert? Warum fragten die mich so etwas? Was hatte ich denn damit zu tun? Ich verstand nur Bahnhof.

Auf Rückfrage erfuhr ich dann, dass der Aushub die Erde war, welche mit dem Bagger ausgebuddelt wurde, um das riesiges Loch für den Keller zu schaffen. Aber auch, dass weder die Kosten für den Aushub, noch das Wegschaffen der riesigen Menge Erde im Preis der Kellerfirma enthalten waren. „Das konnte doch nicht wahr sein!“, stöhnte ich innerlich.

Es war wahr. Nach längerem Studium der Vertragsunterlagen stellte ich fest, das musste von uns selbst zu organisiert werden. Was jedoch viel schlimmer war, wir mussten es auch selbst bezahlen. Das war ein großes Problem, denn das ganze Bauvorhaben war sowieso so eng gestrickt.

Was machen? Mit ein paar Schubkarren und ab „zum Nachbarn“ war es nicht getan. Das musste professionell entsorgt werden. Daher machte ich mich daran zu eruieren, wo es Entsorgungsmöglichkeiten gab? Diese unfassbare Menge, konnte man nicht einfach irgendwohin hin karren. Also blieben nur Kiesgruben, oder so? Hatten die auch Transportmöglichkeiten, oder wo bekam ich LKW’s her, die das Erdreich transportierten? Musste ich nicht vergleichen, wer es am billigsten machte? Wer hatte Zeit, das schnell, also spontan, dazwischen zu schieben? Fragen über Fragen türmten sich vor mir auf. Mir wurde schlecht dabei. Vielleicht studierte ich ja das Falsche, wäre jetzt nicht Tiefbau besser gewesen? Natürlich nicht, aber fürs Bauvorhaben wäre es sicher nützlicher gewesen.

Schließendlich halfen mir Tipps von der Kellerfirma weiter, die Mitleid mit mir hatten. Ich war völlig überfordert. LKW, Bagger, Arbeiter waren bald gefunden. Die Menge der Erde war ungefähr klar, blieb immer noch die Frage, wohin mit dem Zeug? Jeder Kilometer von der Baustelle zum Entsorgen kostete extra. Die Nordsee fiel daher aus. Also wohin?

Ein Kieswerk im nahen Brühl könnte die Lösung sein. Dort gab es Sand- und Kieswerke. Also, nichts wie hin und mal schauen, ob das die Lösung wäre. Die Kiesgrube hatte ich dann auch gefunden, dort schaufelte gerade ein kleiner Bagger, so langsam vor sich hin. Der Baggerführer interessierte sich wenig für mich und meine Rufe. Also ab zu einer Bauhütte, vor der ein paar Autos geparkt waren.

„Hallo Chef, wer ist denn hier für alles zuständig?“,fragte ich keck die Gruppe Männer, die sich in der Bude aufhielten. Derjenige, der gerade das große Wort führte, fühlte sich gleich angesprochen: „Bin kein Chef, was willst Du, vielleicht kann ich Dir helfen?“ Alle Augen waren auf mich gerichtet. Das machte mich unsicher und fast hätte ich gestottert. Was sollte ich denn sagen? „Hey, ich habe gerade ein paar Tonnen schöne Erde übrig, wollt ihr die nicht haben?“ Na ja, so ähnlich war es ja. Als ich mich gefangen hatte, fragte ich daher mutig: „Kann ich hier Erde ablagern und was kostet sowas ?“

Der „Nicht-Chef“ kriegte sich nicht mehr vor lauter Lachen und fragte: „Wo haste denn die Erde her und warum willste sie los werden?“ Damals fiel mir nicht ein, dass er vielleicht damit meinte, ob ich belastete Erde illegal loswerden wollte, aber wenn ich heute recht überlege, könnten das seine Gedanken gewesen sein.

„Ich baue in Mannheim ein Haus und alles was dort ausgebaggert wird, damit in die Baugrube der Keller passt, muss ich jetzt los werden.“, antwortete ich. „Das ist mein Problem.“

Mittlerweile hatten sich die anderen Männer verabschiedet. Was ich hier abzog war wohl nicht so interessant für sie. Der Vorarbeiter, als solcher gab sich der agile „Nicht-Chef“ hier zu erkennen, holte einen Ordner und zeigte mir, was das Erdreich pro LKW-Ladung an Lagergebühr kostete. Ich wollte doch keine Erde, oder Sand kaufen, dachte ich, als ich die Preise sah. Auch um wieviel Kilometer es sich von meiner Siedlung bis zur Kiesgrube handelte hatte Einfluss auf die Kosten. Da war ich erst mal platt. Naiv, wie ich war, hatte ich wohl gedacht, so eine Kiesgrube wäre froh, wenn sie etwas bekäme. Aber das kostete ein Schweinegeld.

Kosten, die wir weder einkalkuliert, noch das Geld dafür hatten. Ich verabschiedete mich, wollte anrufen, wenn ich mir über alles klar war. Völlig am Boden zerstört, gedankenverloren, stand ich noch eine Weile vor der Bude und schaute fast apathisch dem Bagger zu, wie er den Kies aus dem Wasser holte. Was für ein Mist, schon wieder so eine Menge Geld. Woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Plötzlich stand einer der Männer, die in der Bude gesessen hatten, neben mir. Tat so, als schaue er auch dem Bagger zu. „Ich könnte Ihnen vielleicht helfen.“, sagte er leise, so von der Seite her. „Wenn es unter uns bleibt!“ Dabei zog er eine Augenbraue hoch und schaute mich dann fragend an.