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Einmal im Leben, Teil 3

Dank meiner penetranten Anwesenheit im Bauamt und der gönnerhaften Unterstützung des mir wohlgesonnenem Bauingenieurs, ging es nun flott voran. Gefühlt flutschte es nur so. Es war von großem Vorteil, dass das Amt nur fünf Minuten Fußweg von meiner Schule entfernt war. Ich hatte manchmal den Verdacht, dass sie nur schneller machten, um mich loszuwerden. Aber das war mir egal.

Meine Frau und ich, waren schon vor einiger Zeit bei der Firma in Mosbach gewesen, die den Keller baute. Was war das für ein Staunen, die stellten den Keller in ganz vielen Einzelteilen her und fügten die Einzelteile dann vor Ort zusammen. Das kam mir vor, wie ein Spiel für „Erwachsene“, so wie alles dann schön gestabelt war.

Die Baugenehmigung war erteilt und die Mosbacher machten sich dran unseren Keller zu gießen. Mehrere Anrufe von Mosbach zeigten mir, die waren schnell, so wie ich es liebte. Bei einem meiner Anrufe, fragte mich der Projektleiter plötzlich, wo der Aushub abgelagert werden sollte?

Äh, Aushub? Welcher Aushub? Was war denn das? Wohin abgelagert? Warum fragten die mich so etwas? Was hatte ich denn damit zu tun? Ich verstand nur Bahnhof.

Auf Rückfrage erfuhr ich dann, dass der Aushub die Erde war, welche mit dem Bagger ausgebuddelt wurde, um das riesiges Loch für den Keller zu schaffen. Aber auch, dass weder die Kosten für den Aushub, noch das Wegschaffen der riesigen Menge Erde im Preis der Kellerfirma enthalten waren. „Das konnte doch nicht wahr sein!“, stöhnte ich innerlich.

Es war wahr. Nach längerem Studium der Vertragsunterlagen stellte ich fest, das musste von uns selbst zu organisiert werden. Was jedoch viel schlimmer war, wir mussten es auch selbst bezahlen. Das war ein großes Problem, denn das ganze Bauvorhaben war sowieso so eng gestrickt.

Was machen? Mit ein paar Schubkarren und ab „zum Nachbarn“ war es nicht getan. Das musste professionell entsorgt werden. Daher machte ich mich daran zu eruieren, wo es Entsorgungsmöglichkeiten gab? Diese unfassbare Menge, konnte man nicht einfach irgendwohin hin karren. Also blieben nur Kiesgruben, oder so? Hatten die auch Transportmöglichkeiten, oder wo bekam ich LKW’s her, die das Erdreich transportierten? Musste ich nicht vergleichen, wer es am billigsten machte? Wer hatte Zeit, das schnell, also spontan, dazwischen zu schieben? Fragen über Fragen türmten sich vor mir auf. Mir wurde schlecht dabei. Vielleicht studierte ich ja das Falsche, wäre jetzt nicht Tiefbau besser gewesen? Natürlich nicht, aber fürs Bauvorhaben wäre es sicher nützlicher gewesen.

Schließendlich halfen mir Tipps von der Kellerfirma weiter, die Mitleid mit mir hatten. Ich war völlig überfordert. LKW, Bagger, Arbeiter waren bald gefunden. Die Menge der Erde war ungefähr klar, blieb immer noch die Frage, wohin mit dem Zeug? Jeder Kilometer von der Baustelle zum Entsorgen kostete extra. Die Nordsee fiel daher aus. Also wohin?

Ein Kieswerk im nahen Brühl könnte die Lösung sein. Dort gab es Sand- und Kieswerke. Also, nichts wie hin und mal schauen, ob das die Lösung wäre. Die Kiesgrube hatte ich dann auch gefunden, dort schaufelte gerade ein kleiner Bagger, so langsam vor sich hin. Der Baggerführer interessierte sich wenig für mich und meine Rufe. Also ab zu einer Bauhütte, vor der ein paar Autos geparkt waren.

„Hallo Chef, wer ist denn hier für alles zuständig?“,fragte ich keck die Gruppe Männer, die sich in der Bude aufhielten. Derjenige, der gerade das große Wort führte, fühlte sich gleich angesprochen: „Bin kein Chef, was willst Du, vielleicht kann ich Dir helfen?“ Alle Augen waren auf mich gerichtet. Das machte mich unsicher und fast hätte ich gestottert. Was sollte ich denn sagen? „Hey, ich habe gerade ein paar Tonnen schöne Erde übrig, wollt ihr die nicht haben?“ Na ja, so ähnlich war es ja. Als ich mich gefangen hatte, fragte ich daher mutig: „Kann ich hier Erde ablagern und was kostet sowas ?“

Der „Nicht-Chef“ kriegte sich nicht mehr vor lauter Lachen und fragte: „Wo haste denn die Erde her und warum willste sie los werden?“ Damals fiel mir nicht ein, dass er vielleicht damit meinte, ob ich belastete Erde illegal loswerden wollte, aber wenn ich heute recht überlege, könnten das seine Gedanken gewesen sein.

„Ich baue in Mannheim ein Haus und alles was dort ausgebaggert wird, damit in die Baugrube der Keller passt, muss ich jetzt los werden.“, antwortete ich. „Das ist mein Problem.“

Mittlerweile hatten sich die anderen Männer verabschiedet. Was ich hier abzog war wohl nicht so interessant für sie. Der Vorarbeiter, als solcher gab sich der agile „Nicht-Chef“ hier zu erkennen, holte einen Ordner und zeigte mir, was das Erdreich pro LKW-Ladung an Lagergebühr kostete. Ich wollte doch keine Erde, oder Sand kaufen, dachte ich, als ich die Preise sah. Auch um wieviel Kilometer es sich von meiner Siedlung bis zur Kiesgrube handelte hatte Einfluss auf die Kosten. Da war ich erst mal platt. Naiv, wie ich war, hatte ich wohl gedacht, so eine Kiesgrube wäre froh, wenn sie etwas bekäme. Aber das kostete ein Schweinegeld.

Kosten, die wir weder einkalkuliert, noch das Geld dafür hatten. Ich verabschiedete mich, wollte anrufen, wenn ich mir über alles klar war. Völlig am Boden zerstört, gedankenverloren, stand ich noch eine Weile vor der Bude und schaute fast apathisch dem Bagger zu, wie er den Kies aus dem Wasser holte. Was für ein Mist, schon wieder so eine Menge Geld. Woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Plötzlich stand einer der Männer, die in der Bude gesessen hatten, neben mir. Tat so, als schaue er auch dem Bagger zu. „Ich könnte Ihnen vielleicht helfen.“, sagte er leise, so von der Seite her. „Wenn es unter uns bleibt!“ Dabei zog er eine Augenbraue hoch und schaute mich dann fragend an.

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