Bio

Autor Manfred Siebler mit seinem Roman "Tinas Tagebuch"
Das bin ich, Manfred Siebler, mit meinem Roman, Tinas Tagebuch. (Foto von Ralf Moray)

Als Einzelkind in der Nachkriegszeit aufgewachsen gestaltete sich mein Leben nicht ganz einfach.

Meine Familie lebte unter einfachen Verhältnissen, der Vater schwerkriegsbeschädigt, mit einem amputierten Bein konnte seinen erlernten Beruf als Elektriker nicht mehr ausüben. Die Mutter als Goldschmiedin hatte erst wieder eine Arbeitsstelle als die Familie nach vier evakuierten Jahren aus einem bayrischen Dorf bei Ingolstadt wieder nach Pforzheim in meine Geburtsstadt zurückkehrte.

Es folgte der Hauptschulabschluss, eine Elektrikerlehre, mehrjährige Berufserfahrung und eine zwölfjährige Zeit in der Bundeswehr.

Die letzten Jahre war ich als Hauptfeldwebel Spieß verschiedener Kompanien, zuständig für vielerlei Aufgaben, aber keine, die einen kämpfenden Auftrag hatte. Im Volksmund „die Mutter der Kompanie“ genannt.

Mittlerweile hatte ich geheiratet und drei Kinder, wobei der älteste Sohn von meiner Frau mit in die Ehe gebracht wurde.

Noch während meiner aktiven Zeit als Soldat begann eine neue Ära in meinem Leben. Ein propädeutisches Semester auf der Höheren Fachschule für soziale Arbeit in Abendschule forderte eine hohe Leistung meinerseits, wohnten wir doch in Karlsruhe und die Schule befand sich in Mannheim in der Trägerschaft der Abendakademie.

Tagsüber die Tätigkeit als Kompaniefeldwebel in Karlsruhe, abends und an den Samstagen Schule in Mannheim. Gleichzeitig der Besuch der Abendschule in der Abendakademie zur Erlangung der Mittleren Reife, die in Form einer Sonderbegabungsprüfung erlangt wurde. Das waren die Zugangsbedingungen für die sechs Semester andauernde Schulausbildung, die mit der Graduierung zum Sozialarbeiter beendet wurde.

Da die Schule im dritten Semester zur Fachhochschule umgewandelt wurde, die Dozenten übernommen wurden, und im vorbereiteten Stoff weiter unterrichteten, verklagte ich mit mehreren gleichfalls graduierten Kommilitonen das Land Baden-Württemberg auf die Erteilung des akademischen Grades „Diplom Sozialarbeiter (FH)“. Dem wurde stattgegeben und das Hochschulgesetz von Baden-Württemberg entsprechend abgeändert.

Es folgten drei Jahre im allgemeinen sozialen Dienst des Stadtjugendamtes Mannheim.

Nach dem Umzug der Familie von Karlsruhe nach Mannheim wohnten wir erst in einer sehr geräumigen Wohnung, die jedoch nicht ausreichte um zusätzlich zu unseren 3 Kinder noch mehr als zwei Pflegekinder aufzunehmen.
Wir bauten dann deshalb ein Haus auf Erbpacht.

In einem Zeitraum von drei Jahrzehnten beherbergten wir eine größere Anzahl von Pflegekindern, was den eigenen Kindern nicht immer große Freude bereitete, hatten sie doch mitunter das Gefühl zu kurz gekommen zu sein.

Eine Ausschreibung einer Stelle des Kreisjugendamtes erweckte mein großes Interesse. Hier suchte man einen Sozialarbeiter/In, der eine neue Form der Betreuung von Jugendlichen aus sozial schwierigen Familien in ambulanter Form erproben sollte.

Wie zugeschnitten für meine Vorstellungen einer sozialen Arbeit mit Jugendhilfejugendlichen.

Das Jugendamt des Landkreises Ludwigshafen sah mich für die ausgeschriebene Stelle als geeignet ein. Wir erprobten mit Kollegen der Städte Ludwigshafen, Kaiserslautern und dem Landkreis Kaiserslautern, in einer drei jährigen Erprobungszeit, mit dem uns begleitenden überaus engagierten Landesjugendamtes in Mainz, die Unterbringung von dafür geeigneten Jugendlichen in eigenen Wohnmöglichkeiten. Die ambulante Betreuung von Jugendlichen, die in einer Erziehungskonferenz des jeweiligen Jugendamtes dafür als geeignet angesehen wurden, erfolgte bislang durch die Heime, in denen sie untergebracht waren.

Die positiven Erkenntnisse wurden in ein Konzept gegossen, deren Inhalt geprägt war von vielen Erfahrungen, die im Kreis Ludwigshafen gemacht und ausgewertet wurden.

Während ich in früheren Zeiten als „Mutter der Kompanie“ bezeichnet wurde mutierte ich jetzt zum „Vater der Schutzhilfe“.

Eine landesweite Ausbreitung folgte. Meine Stelle wurde schon früh angereichert mit bis zu zwei weiteren Stellen.

Es war das große Glück, dass überaus engagierte Kollegen mich begleiteten. Einige davon absolvierten eine mehrjährige Zusatzausbildung. Selbst habe ich eine systemische mehrjährige Zusatzausbildung, andere eine Therapeutische.

Wir waren aufgeschlossen für vielerlei pädagogische und therapeutische Maßnahmen. Bei Bedarf war Supervision angebracht und ohne besondere Begründung genehmigt worden. So waren die Standbeine der Arbeit, die Einzelbetreuung, die Gruppenarbeit, die Erlebnispädagogik und weitere Bereiche, die den Rahmen meiner Vorstellung hier sprengen dürfte.

Das besondere an meiner Arbeit waren die damaligen Vorgesetzten, die zu der Maßnahme Schutzhilfe, wie sich die betreute Arbeit mit Jugendlichen und Heranwaschsenden nannte, äußerst positiv zugeneigt waren. Die Rahmenbedingungen waren in sich stimmig und nicht überall im Land gegeben.

Vom Referatsleiter, Jugendamtsleiter, Dezernenten bis hin zum Büroleiter und Landrat war eine positive Grundeinstellung gegeben. Die Politik im Jugendhilfeausschuß und Kreistag haben in wesentlichen Dingen gleichfalls diese Form der Betreuung für gut angesehen und gefördert.

Sonst wäre nicht möglich gewesen jährlich eine Winter-, und Sommerfreizeit, Aufenthalte im Kloster, Rheinlastschiff, sportliche Aktionen an Wochenenden usw. durchzuführen. Fortbildungen wurden in der Regel als erforderlich angesehen und genehmigt.
Als Beamter habe ich Beförderungen bis zu Amtsrat und stellvertretenden Jugendamtsleiter erfahren dürfen.

Meine Erfahrung konnte ich in verschiedenen Gremien einbringen, zB Im Kriegsdienstverweigerungsauschuss als Vertretung der Stadt Mannheim, in der siebenjährigen Begleitung der Sozialarbeiter, die sich auf das Kolloquium zur Erlangung der staatlichen Anerkennung vorbereiteten, Dozent in der dualen Hochschule Mannheim in zwei Semester (der Zweig Sozialarbeit zog dann von Mannheim weg nach Villingen-Schwenningen, somit hat sich diese Möglichkeit für mich auch erledigt), drei Dekaden Schöffe, erst beim Amtsgericht Mannheim, dann in zwei Perioden beim Landgericht Mannheim.