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Wenn die Enkelin…

… einem Löcher in den Bauch fragt, nichts für unmöglich hält. 🙂

Eine Kurzgeschichte in Dialogform.

„Nichts ist unmöglich, gell Opa.“, fragte die Enkelin. „Opa, du hast doch das Haus gebaut, oder?“

„Ja, nicht nur ich, ohne die Oma wäre es nichts geworden.“, antwortete der ältere Herr amüsiert. Liebevoll blickte er seine Enkelin an. Wie altklug sie wirkte, wenn sie angestrengt nachdachte.

„Was hat denn die Oma gemacht?“, hakte die Kleine nach. Sie wollte es immer ganz genau wissen. Ließ nie locker, wenn sie etwas beschäftigte. Das schätzte der rüstige Rentner so an dem jüngsten Sproß seiner umfangreichen Familie. Genau das. Daher ließ er sich nicht zweimal bitten. Sich genüsslich nach hinten schiebend, schaltete in den Erzählmodus. Er liebte diese Gespräche zwischen Opa und Enkelin. Diese junge Dame war wirklich an seinen Geschichten interessiert. Das kam ja heutzutage nicht mehr so oft vor.

Deine Oma und der Opa die wohnte in einer schönen vier Zimmer-Wohnung in der Siedlung hier.

Zu unseren drei eigenen Kindern hatten wir noch zwei Pflegekinder vom Jugendamt. Das war ganz schön eng, kann ich dir sagen.

Warum habt ihr denn dann keine größere Wohnung gesucht, wenn es so eng war?

Du hast recht Spatz, auf die Idee sind wir auch gekommen. Vor allem wollten wir noch ein bestimmtes Kind bei uns aufnehmen, doch da machte das Jugendamt nicht mit.

Oder Opa?

Oma und ich suchten dann nach einem Haus, dass wir mieten können.

Habt ihr eines gefunden?

Nein leider. Es gab nur Häuser mit ganz großen Zimmern, halbe Säle weißt du.

Dann hättet ihr doch viele Kinder in ein Saal stecken können, das wäre sicherlich ganz lustig gewesen.

Vielleicht lustig, aber nicht sinnvoll und das Jugendamt hätte auch kein Spaß damit gehabt.

Und dann habt ihr ein Haus gebaut?

So schnell baut man doch kein Haus Spatzl. Opa war doch Student und hatte kein Geld auf dem Konto.

Aber dann habt ihr doch das Haus gebaut wo wir hier wohnen.

Wie habt ihr das denn angestellt?

Mädchen, wir haben uns überlegt wie kommen wir zu mehr Zimmer.

Opa hatte schon einmal gehört, wenn man mehrere Kinder hat uns wenig Einkommen, also nicht so viel verdient, dann gibt einem die Stadt ein Grundstück auf Erbpacht.

Sag was ist das? Erbpacht?

Ariane, da sagt die Stadt wir haben hier ein Grundstück, da steht kein Haus drauf und ihr könnt für 99 Jahre ein Haus drauf bauen.

Prima Opa so habt ihr das gemacht und schon hattet ihr ein Haus für die Kinder.

Na, so schnell gings dann auch nicht Mäuschen.

Oma und ich stellten einen Antrag auf ein Grundstück mit Erbpacht.

Dann hattet ihr ein Grundstück?

Nein, Mädchen eine Ablehnung schickte die Stadt, ich hätte keine Arbeitsstelle und einem Studenten kann man kein Grundstück auf Erbpacht geben, der kann das doch nicht bezahlen.

Opa, du hast doch gesagt das muss man nicht bezahlen.

Ja Kleines, aber die Stadt schenkt dir doch nichts.

Wie geht denn das? Nicht kaufen und trotzdem bezahlen? Das verstehe ich nicht.

Liebe Enkeltochter das geht so, das Grundstück hat einen Wert von vielleicht einhunderttausend Mark. Die Zinsen dafür sind dann, nehmen wir an acht Prozent, das wären achttausend Mark im Jahr, im Monat dann über 600 Mark. Das kann natürlich niemand bezahlen, der viele Kinder hat und einen kleinen Verdienst.

Dann geht das doch nicht oder?

Das hast du richtig erkannt, du bist schon eine ganz fixe Ariane. Da gibt es dann irgendein Schlüssel wo das Sechshundert Mark kleiner macht. Sagen wir alles was bei so einer Rechnung heraus kommt durch drei Teilen und dann sind es nur noch so zwei Hundert im Monat. Aber wie das genau berechnet wird weiß ich auch nicht. Ich weiß nur, dass es im Prinzip so gerechnet wird und das beschließt der Gemeinderat so.

Was sind das denn für Leute im Gemeinderat Opa?

Das sind alles Personen, die in der Stadt wohnen und die wir alle acht Jahre wählen.

Opa, hast du die auch gewählt?

Mädchen du machst mich ganz verrückt, nein ich habe sie damals nicht gewählt, weil ich erst so zwei oder drei Jahre mit der Familie hier gewohnt habe und die Wahl schon ein paar Jahre zuvor gewesen ist.

Aber darum geht es doch hier bei der Geschichte gar nicht.

Dann mach doch weiter, jetzt haben sie euch das mit der Erbpacht nicht gegeben oder?

Ja, richtig sie haben es abgelehnt, und auch die Chefs von dem, der es uns nicht geben wollte.

Aber jetzt verstehe ich nichts mehr ihr habt doch gebaut. War das viel später Opa?

Dann hat uns die Stadt einen Termin beim Baubürgermeister, das ist der oberste Chef der da was zu sagen hat, gegeben.

Oma und ich waren vielleicht aufgeregt. Jetzt war alles verloren, wenn uns sogar der Ober Chef es persönlich sagt, dass nichts mehr zu machen ist.

Oma hat gesagt ich sag dem schon bescheid, wir haben zwei Kinder von der Stadtverwaltung in Pflege und können noch eines von denen bekommen, wenn wir mehr Platz haben. Sind denn Kinder gar nichts wert bei denen?

Sie hat gesagt dem sage ich aber Bescheid, der soll sich vielleicht wundern.

Hat er sich gewundert, der Bürgermeister?

Der hat sich so gewundert wie ich, denn ich habe geglaubt den interessiert gar nicht was die Oma ihm sagt von wegen Kinder vom Jugendamt, dann kommen die eben in andere Familien. Warum sollen die unbedingt zu uns kommen?

Hat er der Oma dann recht gegeben Opa?

Nein, der hat gesagt alles sei so, dass es nicht geben könnte, keine Arbeit, Student und noch drei eigene Kinder wie soll das den gehen. Unverantwortlich wäre es, wenn er uns ein Grundstück geben würde.

Wie ich mir das denn vorstellen würde.

Da sagte ich ihm, dass wir ja mehrere tausend  DM von der Bundeswehr als Abfindung hätten und fast sechzig Prozent des letzten Gehalts als Hauptfeldwebel, das Kindergeld und das Pflegegeld ( auch wenn das nicht berauschend viel ist was sich das Jugendamt kosten lässt). Zum Überleben reiche das allemal.

Opa, ihr habt doch dann doch ein Haus gebaut oder? Wir wohnen doch jetzt drin.

Der Bürgermeister sagte dann jetzt sei alles gesagt. Es geht eben nicht. Ich war total geknickt, Ariane.

Dann seid ihr wieder gegangen?

Nein Oma sagte dann, dass wir jetzt direkt zum Mannheimer Morgen gehen und denen sagen, dass die Stadt nichts für Kinder übrig hat. Da hat der aber ein Zorn bekommen, das sei Erpressung und auf sowas würde er sich nicht einlassen. Wir seien unglaublich frech und unverschämt.

Die Oma hat dann gesagt wir wollen den Kindern bloß ein Dach über dem Kopf geben. Den hätten sie jetzt auch, meinte der.

Dann seid ihr aber gegangen oder Opa?

Ja, aber erst hat Oma nochmals gesagt er würde schon sehen was die Zeitung schreibt.

Stell dir vor Ariane da hat der doch tatsächlich gesagt wir sollen uns nochmals setzten und dann hat er gefragt wo wir denn das Grundstück gerne hätten und lauter solche Sachen.

Zuletzt sagte er mal sehen ob er uns helfen kann.

Dann sind wir gegangen.

Aber ohne einen Platz für ein Haus?

Ja, erstmals. Aber es dauerte keine zwei Wochen und es kam ein Schreiben von der Stadt wo wir uns drei Grundstücke in unserer Siedlung ansehen sollten ob eines davon für uns das richtige sei.

Opa, die Oma war ja ein richtiger Held oder?

Ja, das kann man sagen und das kam später allen Kindern zu Gute.

Eine Antwort auf „Wenn die Enkelin…“

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