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Der richtige Reifendruck…

Auf dem Weg nach Korsika, zu einer zweiwöchigen Freizeit der Schutzhilfe, machten wir zwei Tage Halt in Marseille. Mit 14 pubertären Jugendlichen, in zwei VW Bussen, auf Tour zu sein, ist nicht nur aufregend, sondern richtig stressig. Da brauchten wir eine Pause. Auf einem städtischen Campingplatz, am Rande dieser riesigen Hafenstadt.

Die Nacht waren wir durchgefahren und bauten früh morgens zwei Zelte auf. Provisorisch, für eine Nacht. Aber nicht zum schlafen, sondern es ging gleich weiter. Auf Erkundungstour.

Mein Kollege fuhr mit acht Jugendlichen in die Camargue. Ich in die Stadtmitte von Marseille, um das Hafenambiente, die pulsierende Ader der französischen Riviera, zu erleben. Die Suche nach einem Parkhaus, war nicht einfach. Wen wunderte es? Wahrscheinlich hatten tausende Touristen die gleich Idee, wie wir.

Doch da wurden wir fündig. Endlich. Also, nichts wie rein ins Parkhaus. Aber, was war das denn? Ein furchtbarer Krach ließ mich aufs Bremspedal treten. Vollbremsung, der Bus stand und meine Bus-Mannschaft grölte. Sie waren immer für einen Spaß zu haben. Aber es war kein Spaß, was folgte.

Ich schälte mich aus dem Fahrersitz und dachte mich tritt ein Pferd. Der Bus war zwischen Boden und Decke des Parkhauses regelrecht eingekeilt. Eigentlich passte ein VW Bus in das Parkhaus, aber eben nicht mit einem Gepäckträger auf dem Dach. Den hatte ich völlig vergessen. 

Nichts ging mehr. Jedenfalls nicht, ohne das Fahrzeug zu demolieren. Wir hatten nicht viel Zeit, verblüfft um den Bus herumzustehen, denn nun brach die Hölle los. Ein ohrenbetäubendes Hupkonzert malträtierte nicht nur unsere Ohren, sondern auch das Gemüt und meine Nerven. Innerhalb kürzester Zeit hatte sich ein riesiger Rückstau gebildet. Also konnten wir auch nicht mehr zurück. Die hinter uns, hatten kein Verständnis für unsere Situation und ließen ihre Wut an ihren Hupen aus. Was sollten wir tun?

Einer der Fahrer erbarmte sich schließlich unser. Wahrscheinlich wollte er ebenfalls nur schnell ins Parkhaus. Das ging jedoch nur, wenn er das Hindernis, also uns, beseitigte. Reine Notwehr also. 

Es war ein Franzose. Komisch in Marseille, oder? Schlecht, denn ich verstand ihn nicht und er mich nicht. Mit fuchtelnden Händen und wilder Gebärdensprache, machte er mir klar, was nun notwendig war. Der rettende Gedanke, das einzige Mittel, um der Schmach und dem Lärm zu entkommen. Die Ventile an allen Reifen aufdrehen, um soviel Luft entweichen zu lassen, dass der Dachgepäckträger oben nicht mehr kratzte. Mit aller Inbrunst hoffte ich, dass wir nicht auf den Felgen weiter fahren mussten. Vor allem aber, dass es reichte, um überhaupt ins Parkhaus fahren zu können.

Millimeter für Millimeter ließen wir Luft ab. Wie bei einem U-Boot. Wir mussten ja bei allen vier Reifen die gleiche Luftmenge ablassen, um nicht wieder hängen zu bleiben.

Schließlich reichte es. Gerade so, um noch Luft im Reifen zu haben. Ich fuhr langsam rein und enterte den ersten freien Parkplatz, den meine ausgeschwärmten Jugendlichen gefunden hatten. Puh, geschafft!

„Das Abenteuer Marseille fängt ja gut an!“, dachte ich und wischte mir den Schweiß aus dem Gesicht.

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