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Einmal im Leben, Teil 2

Die Fertighausfirma Weber hatte einen eigenen Architekten, der uns unterstützte, so dass es uns erspart blieb selbst einen zu suchen. Natürlich mit einem entsprechendem Pauschbetrag. Dieser wollte also unsere Pläne beim städtischen Bauamt einreichen. Alles easy. Damit hätte ich also nichts zu tun.

Aber der Student Manfred hatte es eilig, denn das Haus sollte ja in sechs Monaten bezugsfertig sein. Also brachte ich die Pläne persönlich zum Bauamt, um sicher zu sein, dass sie dort gut und richtig ankamen. Nach längerer Suche fand ich tatsächlich das Büro das für unseren Sprengel zuständig war und es saßen dort auch zwei städtische Beamte. Diesen Bauingenieuren wollte ich in Ruhe erklären, warum ich das Paket an Plänen persönlich vorbeibrachte, es dringlich sei, da wir in ca. 6 Monaten in dieses Haus einziehen müssten. Naiv wies ich darauf hin, dass es ja auch um zwei Pflegekinder der Stadt Mannheim ginge, die dadurch nicht ins Heim mussten. Naiv, weil ich wirklich dachte, die zwei Herren vom städtischen Bauamt Mannheim könnten daran interessiert sein, dem Jugendamt der Stadt Mannheim zu helfen. Von Amt zu Amt sozusagen.

Die beiden Herren schauten mich jedoch an, als käme ich von einem anderen Stern. Zuerst herrschte Funkstille, dann ging es los. Der eine Sachbearbeiter wollte mich gleich wieder aus dem Büro werfen, was ich mir denn einbilden würde. Ich möge doch, wie alle anderen Antragsteller, mein Baugesuch über die Poststelle einreichen, teilte er mir in rüdem Tone mit.

Der andere Kollege war konzilianter und vermittelte dann zwischen dem „Griffelspitzer“ und mir, so dass wir in einem halbwegs stressfreien Gespräch zum Schluss kamen, dass der sozialere Beamte mich zur Poststelle begleitete, um den Antrag dort abzugeben. Ich war schon fix und fertig aber halbwegs glücklich, dass das Baugesuch in der Poststelle eingetragen wurde und der mich begleitende Sachbearbeiter die Pläne danach gleich mit in das zuständige Fach bei sich legte, begleitet von einem bitterbösen Blick seines Kollegen. Jetzt konnte ich mich zurücklehnen und in Ruhe weiter studieren.

Zwei Tage später Anruf vom Bauamt, die Statik der Fertighaus Firma würde nicht akzeptiert, diese müsste unabhängig vom Haushersteller verfasst sein. Was immer das bedeuten sollte. Ich verstand nur, es gab schon wieder Probleme.

Also rief ich bei Weber in Linx an, diese meinten von anderen Städten sei ihre Statik aber immer genehmigt worden. Anruf meinerseits beim Bauamt mit dieser Auskunft. Sie seien aber nicht die anderen Städte, sondern die Stadt Mannheim und die bestehe auf einer separat erstellten Statik.

Es half nichts, denn die Macht lag in den Händen des Bauamtes. Ohne deren Genehmigung, kein Bau. Es half also nichts, ich nahm das Telefonbuch zur Hand, um Statik Büros suchen. Damals gab es noch kein Web. Es gab auch einige, aber kurzfristig sei da nichts zu machen. Sie hätten ja nicht auf mich gewartet, sondern volle Auftragsbücher, hörte ich allenthalben. Drei bis vier Wochen, vorher gäbe es keine Kapazitäten für mein Anliegen. Alles schmeicheln, drohen und betteln war umsonst.

Aber ich gab nicht auf. Wieder ab zum Bauamt. Zum Glück, war der abweisende Sachbearbeiter nicht auf seinem Platz. Der mir geneigte Beamte, ließ sich erweichen und verriet mir, es gäbe einen Hochschuldozenten bei der Technischen Hochschule Darmstadt, der dürfe solche Statiken auch prüfen. Diese würden von Mannheim akzeptiert. Wieder hörte ich einen Stein von meinem Herzen plumpsen. Ein Weg aus meinem Dilemma, auch wenn Darmstadt ja nicht gerade um die Ecke war.

Am nächsten Tag war ich in Darmstadt und suchte in der Hochschule besagten Herrn Professor. Der hätte gerade Vorlesung erfuhr ich, also wartete ich geduldig auf deren Ende. Die ganze Zeit bebte ich vor Aufregung. Ob ich den Mann mit meiner Geschichte und Not erweichen könnte? Denn ohne eine schnelle Überprüfung der Statik des Hauses, war mein ganzer Zeitplan in Gefahr.

Der Herr Professor erbarmte sich meiner. Ob es an meinem sozialen Engagement, an dem geplanten Pflegenest lag, oder weil ihn der Plan dieses Fertighauses interessierte, wusste ich nicht. War mir auch einerlei, Hauptsache er prüfte und das sogar am Wochenende.

Montags in Darmstadt, wie verabredet, die fertige Statik geholt, per Scheck bezahlt und in der Nachmittagssprechstunde beim Bauamt damit eingelaufen. Nein, dieses mal war mein Gönner nicht da und der Nörgler vom Dienst wollte es erst nicht glauben, dann nicht akzeptieren, weil es ja gar nicht sein könne, dass ich in so kurzer Zeit die Unterlagen beschafft hätte. Nachdem ich aber darauf bestand, dass sein Kollege mir diesen Weg aufgezeigt habe, willigte er bitteren Herzens ein, die Ausführungen des Professors dem Baugesuch beizufügen. Ich weiß bis heute nicht, warum mich dieser Herr vom Bauamt auf dem Kicker hatte.

Mein goßes Glück war, dass ich studierte und mir damit die Zeit nehmen konnte, die Pfeile der Behörde unschädlich zu machen. Aber auch, dass ich sehr hartnäckig sein kann, wenn es darauf ankommt.

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Einmal im Leben – Teil 1

In den 1970er Jahren wurde ein Dreiteiler im Fernsehen gesendet. Titel: „Einmal im Leben“. Darin ging es um ein Ehepaar das ein Haus baute. Wir lachten uns kaputt, was den Beiden so alles geschah. Köstlich. Alles ging drunter und drüber. Nichts klappte wie geplant. Das Paar schlitterte immer am Rande eines Nervenzusammenbruchs entlang.

„So blöd kann man doch nicht sein!“, dachten wir damals und hielten das alles für völlig überzogen. Eine amüsante Komödie eben. Etwas gestellt. So etwas geschieht doch nur im Film. Das würde uns niemals passieren.

Bald kam auch für uns die Zeit, in der wir das Wagnis stemmen wollten, die eigenen vier Wände zu errichten. Gut, es waren mehr als vier Wände, denn wir hatten ein großes Grundstück gepachtet und brauchten viele Zimmer, um unsere eigenen, aber vor allem die geplanten Pflegekinder gut unterbringen zu können. Daher sollte es ein zweistöckiges Haus sein, mit einer Grundfläche von rund 10 auf 15 Meter. Keller, Balkon und Terrasse.

In Erinnerung und Ermahnung an diese TV Serie, entschieden wir uns für eines der ersten Fertighäuser. Die waren damals erst im Kommen. Heute kann man sie auf dem Maimarktgelände in unzähligen Variationen bestaunen und auswählen.

Fertighäuser sind das, was der Name schon sagt. Die Wände werden in einer riesigen Halle vormontiert, ausgliefert und vor Ort innerhalb eines Tages zusammengebaut. Vor allem aber wurde auch alles innen drin mitgeliefert und montiert. Also „all inclusive“. Ein Preis. Flatrate wohnen sozusagen. Schlüsselfertig. Wunderbar!

Das hatte seine Vorteile. Dachten wir. Kein Ärger mit unterschiedlichen Handwerkern, die murksen, oder die Zeitpläne nicht einhalten würden. Fenster, Rolläden, Wasser, Strom, Heizung, Fließen, Badewanne, WC, Fußbodenbeläge, selbst die Tapeten und Abschlussleisten, alles war aus einer Hand und fertig montiert. Das schien uns ein guter Weg zu sein, dem ganzen Stress, den Wirrungen und dem Ärger aus dem Weg zu gehen.

Zudem wollten wir innerhalb 6 Monate in unser neues Haus einziehen. Ein ambitioniertes Ziel. Aber, das sei alles kein Problem sagte uns die Firma Weber, für die wir uns entschieden hatten. Das stimmte auch. Jedenfalls für den Teil, für den die Fertighausfirma zuständig war.

Wie immer im Leben, liegt der Teufel im Detail. Beziehungsweise im Vertrag, wie sich schnell herausstellen sollte. Dem Fluch eines Häuslebauers entgeht niemand ungestraft. Das wusste ich damals noch nicht. In meinen Gedanken und Träumen sah ich mich schon in wenigen Monaten in unserem eigenen, gemütlichen Haus. Stolz, erholt und zufrieden. Alles easy.

Die erste unliebsame Überraschung war, dass die Firma Weber keine Keller baute. Wir wollten aber unbedingt einen. Die Firma, die uns den Keller bauen würde, mussten wir auch noch selbst finden. Gut, das bekommen wir hin. Dachten wir. Aber nicht so schnell, dass wir innerhalb 6 Monaten fertig werden würden. Wenn wir Glück hätten, dann würde bis dahin der Aushub und die Bodenplatte fertig sein. Ein gemauerter Keller würde Wochen dauern und dann müsste ja auch noch eine Decke gegossen werden. Der Boden für das Fertighaus, sozusagen.

Nun bahnten sich die ersten Panikattacken an. Das war nicht der Plan. Okay, auch bei einem Fertighaus brauchte man scheinbar gute Nerven. Begriffen. Zum Glück fanden wir jedoch eine Firma in Mosbach, die Keller in Fertigbauweise herstellte. Auch diese stellte die Außenwände und Innenwände aus Beton in einer großen Halle her, lieferte sie auf riesigen Hängern aus, hievte sie mit einem riesigen Kran in die Grube und baute sie vor Ort zusammen. Fertig wäre der Keller. Vor allem hatte sie Zeit, denn dieser war ein Kunde abgesprungen und sie konnte uns dazwischen schieben. Schwein muss man haben.

Diese Bauweise war zwar etwas teurer, aber mir war inzwischen alles recht. Hauptsache das Problem war gelöst. „Eine kleine Welle wirft noch keinen Kahn um.“, stöhnte ich innerlich. Es konnte losgehen und ich konnte in Ruhe weiter studieren, die Frau halbtags arbeiten gehen. Nach dem Motto: „Auf los geht’s los“

Teil 2 am 30.04.2022