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Erfolgreiches Leben

Kommentar der Leserin Nicole Stritter zum Buch: „Tinas Tagebuch“.

„Ich fand Tina`s Tagebuch sehr interessant. Vor allem wurde aufgezeigt was die Jugendhilfe, die so heute beim Jugendamt nicht mehr zu finden ist, alles bewirken kann.

Als gescheiterte Existenz vorab verurteilt, zeigt uns Tina, wenn man Hilfe annimmt, auch wenn es länger dauert, dass Leben doch erfolgreich sein kann.

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Gutes Ende

Tinas Tagebuch

Gutes Ende!

Damit endete ein Kommentar einer ehemaligen Kollegin des Allgemeinen Sozialen Dienst, mit der ich sehr gut zusammenarbeitete während der Zeit in der das Buch spielt.

Sie schreibt in einer E-Mail an mich, „von meiner Freundin E. habe ich zu Weihnachten ein sehr schönes Buch bekommen.

Ich bin dabei tief in die Arbeit der Schutzhilfe eingestiegen. Habe ihr enormes Durchhaltevermögen, die Auseinandersetzungen mit Tina und die Kraft, die sie aufgebracht haben, bewundert. Das Ganze wurde ja auch belohnt. Tina hat die Lehre erfolgreich abgeschlossen.

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Lora und die Zerstörung von Pforzheim.

Meine Mutter und ich, im Alter von fünf Jahren.

Im Keller hörten wir die Bomber nicht. Das Heulen der Sirenen, die uns vor dem Angriff warnten und in die Keller trieben, war nur noch schwach zu vernehmen. Nur das Beben der Einschläge ließ alles erzittern. Vor allem mich. Aber alle hatten Angst, als die Einschläge näher kamen. Die bedrückte Stille der Menschen, zeigte dies überdeutlich.

Ich war damals fünf Jahre alt und wohnte in Pforzheim. Ausgerechnet in der Nähe des Hauptbahnhofes. Schienennetze griffen die Alliierten am häufigsten an. Um die Infrastruktur zu zerstören. Heute weiß ich, das der Angriff damals, die ganze Stadt betraf.

„Euer Ziel ist Pforzheim. Trefft es gründlich und viel Glück“, dies wurde den Piloten damals mitgegeben, bevor sie mit ohrenbetäubenden Lärm die schwere, tödliche Last in Luft hoben. Schwerfällig wie dicke Hummeln, mussten sie ausgesehen haben. 362 Lancaster Bomber der Royal Air Force flogen auf Pforzheim zu. Davon wusste ich damals nichts. Ich saß in dem dunklen Keller. Hörte das ängstliche Atmen, das Stöhnen, das jeden Treffer begleitete, der in unserer Nähe einschlug. Dieses Mal sei es aber schlimm, flüsterten die Menschen bedrückt.

„Lora! Lora! Es kommt was.“ Das hatte der Papagei meiner Oma, zu der wir zu Besuch waren, gerufen. Den ganzen Tag lang. Wie ein Orakel auf das, was kommen sollte. Das hatte uns genervt. Hatte dieser Vogel etwas geahnt?

Ich war immer der Erste, der im Keller war, hieß es. Ob aus Angst, oder weil ich es inzwischen gewohnt war, bleibt unklar. Denn ich habe keine Erinnerung mehr daran. Beides ist möglich. Die Sirenen trieben uns nicht der erste Mal, in die Luftschutzräume. Jedenfalls schnappte ich mir immer mein Kopfkissen und weg war ich. Ob ich es zum Schlafen brauchte, oder es mir vors Gesicht und die Ohren drückte, weiß ich nicht mehr. Da wir bei diesem Angriff in einem von Pforzheims Vororten waren, hatte ich es an dem schicksalsschweren Tag nicht mit dabei. Wir waren zu Besuch bei Oma Walz.

Oma hätte gerne Lora mitgenommen, aber Tiere durften nicht mit in den Luftschutzkeller. Sie bangte um ihren Hausgenossen, das sah man an ihren flinken Augen, die immer wieder zur Kellertreppe huschten. Der Papagei war ihr ein und alles. Fast wie ein Kind. So dürfte sie es auch empfunden haben, als sie ihn alleine und schutzlos in der Wohnung lassen musste. Sie hatte ihn mit einem Tuch abgedeckt. Aber was half das gegen eine Bombe?

Der Angriff dauerte 20 Minuten. Mir kamen sie vor wie Stunden. Das Haus, in dem wir zu Gast waren, ja fast der gesamte Vorort, war verschont geblieben. Aufatmen für uns. Aber Pforzheim lag in Schutt und Asche. Überall brannte es. Es musste so ausgesehen haben, wie in dem Epos, in dem der verrückte Kaiser Nero Rom in Brand stecken ließ, um eine Hymne zu komponieren. Apokalyptisch.

In diesen 20 Minuten, hatte die Royal Air Force die Stadt völlig zerstört. 18.000 Menschen hatten ihr Leben verloren. Es war kein Stein mehr auf dem anderen. Es waren, im Verhältnis gesehen, sogar eine größere Zerstörung und mehr Opfer zu beklagen, als 10 Tage später in Dresden. 

Warum Pforzheim, fragte ich mich lange Jahre. Es gab doch keine Rüstungsindustrie in Pforzheim. Doch, die gab es. Aber nicht in großen Fabriken. Pforzheim war, vor dem Krieg, eine Schmuck- und Uhren-Stadt gewesen. Die Goldstadt nannte man sie deshalb auch. Mit vielen kleinen Handwerksbetrieben und viel Heimarbeit. In Zeiten des Krieges wurden hier allerdings mechanische Präzisionserzeugnisse, die in die V1 und V2 Raketen verbaut wurden hergestellt. Also die Raketen, die London bombardieren und ausradieren sollten. Diese kleine Handwerksbetriebe, meist im Wohnzimmer, oder einem Anbau untergebracht und die Struktur der Heimarbeit, sollten wohl zerstört werden. Vielleicht sollten auch die Menschen bestraft werden. Wer weiß.

Wären wir zu Hause und in unserem Keller gewesen, wären wir höchstwahrscheinlich auch unter den Todesopfern gewesen. Denn unser Haus gab es nicht mehr. Nicht nur die ganze Straße, sondern die komplette Innenstadt lag in Schutt und Asche. Ein einziges Trümmerfeld. Wir hatten also Glück gehabt am Leben zu sein. Aber außer dem, hatten wir jetzt nichts mehr. Gar nichts. Wir waren ausgebombt.

Allen Menschen, die in unserem Keller mit ausgeharrt hatten, war die Erleichterung anzusehen, dass ihr Viertel nicht getroffen worden war. Wir wussten ja noch nicht, wie es bei uns zu Hause aussah und so freuten wir uns mit ihnen.

Auch Oma war glücklich und hatte es eilig in die Wohnung zu kommen, um nach ihrer geliebten Lora zu schauen. Der Papagei war tot. Der Luftdruck der vielen Bomben war so stark gewesen, dass sie davon erstickt worden war.